Villa mit Reiz: Nachhaltiges Sanieren mit Zackenprofil & Stehfalz
Architekt Massimo Mescia sanierte und veredelte ein Haus in Morbegno mit braun schillerndem PREFA Aluminium, das erst gezackt, dann eben über Fassade und Dach verläuft. Ein „Haus mit Wiedererkennungswert“ wollte er für gute Freunde schaffen, so der Architekt, der öfter effizient und nachhaltig in Morbegno baut, wenn auch nicht immer solch persönliche Projekte wie die „Villa 2B“.
Architekt Massimo Mescia, altrostudio architetti
Nahe bröckelnden Fassaden
Die Berglandschaft ist nicht wegzudenken in Morbegno, der kleinen Alpenstadt in der lombardischen Provinz Sondrio. Peri-urbane Räume prägen das Stadtbild, die Straßen sind eng, und ringsum erstreckt sich imposantes Gebirge. So manche Architektur hier scheint sich formal daran zu orientieren, wie auch jene Villa, die Massimo Mescia etwas außerhalb am Ortsrand realisierte. Die gebaute Umgebung zeigt sich wenig anspruchsvoll: Viele landwirtschaftlich genutzte Gebäude aus der Zeit der Jahrhundertwende und kleine, einfallslose Einfamilienhäuser aus den 50ern bis 70ern säumen die zerstreuten Nebenstraßen und bröckeln vor sich hin. Die ungemein schöne und schroffe Naturkulisse sei aber auch hier stets bewundernswert.
„Es war für mich ein sehr besonderer Auftrag, dieses Haus zu bauen, da ich die Bauherren gut kenne. Ich war von Anfang an involviert und war später auch fast täglich vor Ort auf der Baustelle“, schwärmt Massimo. Sein Büro altrostudio architetti leitet er seit 25 Jahren mit seinen Kollegen Steven Mufatti und Corrado Selvetti. Ihr Standort ist nur wenige Minuten von der Villa entfernt. Gemeinsam spezialisiert man sich auf Interior Design und Großprojekte im Hotellerie-Bereich, doch Massimo erhält immer mehr Aufträge für gehobene Wohnbauten im Gebirge und am Comer See.
Flussgespräche
Der Architekt dachte, er hätte von Anfang an freie Hand in der Gestaltung. Während die Gemeinde seinen Plan ohne Einwände bewilligte, verlangte der Naturdenkmalschutz gewisse Anpassungen. Der Wildbach Bitto fließt unweit der Villa vorbei. Baut man in Italien in einer Entfernung von 150 Metern zu einem Gewässer um, gilt es eine landschaftliche Auflage zu beachten, nach der das Projekt von der zuständigen Schutzbehörde genehmigt werden muss, in diesem Fall von der Oberaufsichtsbehörde für das kulturelle, architektonische und landschaftliche Erbe von Mailand. „Dabei geht es nicht nur um die Vereinbarkeit der Pläne mit den hydrogeologischen und landschaftlichen Auflagen, sondern auch um die architektonische Gestaltung, die verwendeten Materialien und darum, wie nachhaltig sich der Bau in den landschaftlichen Kontext einfügt“, erläutert Massimo. Konkret bedeutete dies, dass er die Öffnungen in der Fassade ‚auszufüllen‘ hatte, indem er die Balken aus gebeiztem Tannenholz so neigte, dass sie die Form der Wälder auf den umliegenden Bergen in sich aufnehmen. Der erzeugte Rhythmus wiederholt sich auf ähnliche Weise im metallenen Zaun, der das Grundstück umgibt.
Blickspiel
Was an der Villa in der Via Fumagalli Eliseo auffällt, ist die bedachte Komposition der Sichtbeziehungen, welchen Massimo große Bedeutung schenkte. Das Haus spielt mit seinen Ausblicken, die – mal klein und konventionell, mal großzügig gesetzt – vereinzelt von schwarzgrau gestrichenen Holzbalken unterbrochen werden. Die verlangte Schräge der Balken führt zu einem kompositorischen Bruch mit dem geradlinigen Design des Zackenprofils. Farblich aufeinander abgestimmt, lassen sich Holz und Aluminium hier auf eine besondere Beziehung zueinander ein, die Blicke auf sich zieht und nie langweilig, nie monoton wirkt.
Schwebend leicht
„Wie stark wir in den Bestand eingegriffen haben, sieht man erst im Vorher-Nachher-Vergleich“, erzählt Massimo, als wir einen näheren Blick auf die Baustellenaufnahmen werfen. „Wir haben das Haus völlig entkernt und in Ortbetonbauweise wiederaufgebaut. Nur ein Teil der Mauern und die Basis sind erhalten geblieben. Es wäre in diesem Fall sicherlich einfacher gewesen, neu zu bauen. Doch nach dem Abriss hätte es Probleme in Bezug auf den Abstand zu den Nachbarn gegeben.“
Das Erdgeschoss, welches die Garage sowie eine kleine, noch ungenutzte Wohnung beinhaltet, zeigt sich auf Wunsch der Bauherren nach außen hin eher konventionell mit seiner grauen Putzfassade, kleinen Fenstern, ohne jegliche Zierde. Faszinierender wird es beim völlig neu gestalteten Obergeschoss, in dem drei Schlafzimmer, zwei Bäder, eine Wohnküche und ein Spielzimmer im Dachbereich Platz finden. Mit seiner PREFA Hülle akzentuiert der Architekt bewusst das obere Geschoss, das wie eine Art schwebendes Element über der Betonbasis leicht auskragt. Dieser „Schwebeeffekt“ rührt von den Vorstellungen der Auftraggeber, welche ihre Familienmitglieder in Erinnerung behalten wollten, die einst im Metallsektor tätig waren. Doch man wollte die Terrasse auch mit einer mit Leichtmetall verkleideten Holzstruktur wetterfest abdecken, denn Hagelunwetter werden in ganz Norditalien, vor allem aber in der Region der Alpen ein immer größeres Thema. Erst kürzlich, erzählte ihm sein Freund und früherer Auftraggeber bei einem seiner Besuche in der Via Fumagalli Eliseo, waren sie von Hagel heimgesucht worden. Während mehrere Fensterläden und Jalousien anderer Häuser in der Umgebung beschädigt wurden, blieb das 2 Millimeter dicke Zackenprofil unverändert.
Details - Villa 2B
Land: |
Italien |
Objekt, Ort: |
Einfamilienhaus, Morbegno |
Kategorie: |
Sanierung |
Architektur: |
altrostudio architetti |
Verarbeiter: |
Fabbro Aurelio Giarba |
Material: |
|
Farbe: |
P.10 Braun |
Weitere Infos:
Text & Interview: Anneliese Heinisch
Plan: altrostudio architetti
Portrait: Massimo Mescia
Fotos: Marcello Mariana