Wien hat mit den Parkapartments Belvedere seinen ersten Renzo Piano. Der italienische Stararchitekt, der das Centre Pompidou, das New York Times Building und Londons Wolkenkratzer „The Shard“ entworfen hat, trägt mit fünf Wohn- und Hoteltürmen zur Baugeschichte Wiens bei. Die Belvedere-Apartments stehen im Stadtentwicklungsgebiet – zwischen dem neuen Hauptbahnhof, dem Schloss Belvedere, den massiven Backsteinbauten des ehemaligen Militärgebäudes Arsenal und dem Erholungsgebiet Schweizergarten.
„Unser Anspruch war nicht, ein Architekten-Feuerwerk zu entfachen“, erzählt Thorsten Sahlmann, der seit 20 Jahren Architekt bei Renzo Piano Building Workshop ist und verantwortlich für die Umsetzung der Belvedere-Apartments war. „Wir wollten die Umgebung miteinbeziehen, viel Licht und interessante Ausblicke bieten, die innerstädtische Fläche gut ausnutzen und damit einen kleinen Baustein zur Baugeschichte der Stadt beitragen oder diese fortsetzen“, erläutert Sahlmann, der das Objekt „im Spannungsfeld zwischen Alt und Neu“ sieht.
Die ersten Ideen und Entwürfe von Renzo Piano für die Belvedere-Apartments stammen aus dem Jahr 2008. „Die Grundprinzipien des ersten Entwurfs wurden beibehalten, aber die Welt dreht sich weiter“, betont Sahlmann. „Wie kann man interessanten Wohnraum schaffen, der dennoch so nah am Bahnhof liegt“, war die Kernaufgabe. Piano und sein Team wollten keine „große Wand“ errichten. Sie wollten „Durchblicke schaffen“, und somit entstand dieser Aufbruch in Blöcke, die heute die fünf Wohn- und Hoteltürme bilden.
Für Wohnungsbau braucht man viel Licht und möglichst interessante Ausblicke. Der polygonale Grundriss ermöglicht diese Ausblicke“, erläutert Sahlmann und fügt hinzu, dass das Objekt viele unterschiedliche Wohnungstypen bietet, aber dennoch jeder Wohnungstyp nur einmal vorkommt. Die raumhohen Fenster und die ausgetüftelten Winkel ermöglichen den Bezug zur Stadt und die Einbindung des Schweizergartens. Die außergewöhnliche Säulenkonstruktion des Gebäudes integriert sich ebenso in den Standort, denn sie spiegelt als Säulenwald das Motiv der Baumstämme in der unmittelbaren Umgebung wider. Diese Säulen heben dabei die Gebäude weit über das Straßenniveau.
Keramik, Glas und Aluminium
Den hochwertigen Charakter schafft die spezielle Fassadengestaltung: eine Kombination aus Glas, Keramikelementen und PREFA Aluminium. „Die Keramik steht für das Spannungsfeld zwischen Neu und Alt. Die Profilwelle aus Aluminium geben den eleganten Touch und sind gleichermaßen ästhetisch und funktionell“, beschreibt Sahlmann das Fassadenkonzept und fügt hinzu: „Das Aluminium spielt wie die Keramik mit dem Licht. Im Laufe des Tages wechselt die Fassade je nach Sonnenlicht ihre Farbe“. Weiß wäre als dominante Farbe in seiner Reflexion zu stark gewesen, Silbermetallic ermöglicht einen besseren Effekt, mit dem sich der Architekt heute sehr zufrieden zeigt. Um den wohnlichen Charakter des Objekts zu unterstreichen, verfügt jedes Gebäude über einen eigenen Glaspavillon „als Empfangsgeste“.
Überlagernde Geschichten
„Die Stadt ist eine Vielzahl von sich überlagernden Geschichten. Die Frage ist, welche Geschichte können wir hinzufügen“, so der Architekt. Er geht bis heute mit „Leidenschaft und Optimismus – andere sagen Naivität“ an seine Arbeit heran. Sahlmann weiß, dass jedes Projekt anders ist und es in seinem Beruf keine Routine gibt. „Man springt jedes Mal ins kalte Wasser“, und er liebt den Prozess von Entwickeln, Umsetzen und wenn aus Ideen Realität wird.