Die Marktgemeinde Bad Mitterndorf im steirischen Salzkammergut ist ein heilklimatischer Kurort mit knapp 5000 Einwohnern. Umso außergewöhnlicher für das sonst so idyllische Landleben ist das dortige Bildungszentrum. Volksschule, Turnsaal, Sportplatz, Neue Mittelschule und ein Kindergarten, der nun um einen Neubau erweitert wurde. Hinter dem Entwurf steckt viel Erfahrung, ein besonderes Konzept und jede Menge Region.
Kinder sind die Zukunft
Der steirische Architekt Bernhard Schlömicher schreibt Regionalität groß und legt Wert darauf, diese Handschrift auch in seinen Projekten aufleben zu lassen. Er hat bereits zwei Kindergärten entworfen und es war ihm ein besonderes Anliegen, auch den Kräuterkindergarten in seiner Heimatgemeinde Bad Mitterndorf federführend zu gestalten. Der unmittelbare Kontakt zwischen Kindern und der Natur stand dabei stets im Fokus. „Mir war es wichtig, dass dort nicht nur Fotos von Pflanzen aufgehängt werden, sondern dass Natur auch gelebt wird“, sagt der Architekt, der mit den Pädagogen ein Konzept entwickelt hat, welches zahlreiche Pflanzen im Innenraum des Gebäudes vorsieht. „Die Kleinen können die Kräuter essen, riechen und angreifen. Das bringt den Kindern einen großen Bezug zur Region.“ Diese ist auch in die Außengestaltung des Kindergartens unverkennbar miteingeflossen.
Tradition auf moderne Art
Bad Mitterndorf ist – wie das gesamte umliegende Ausseerland – fast ausschließlich von einer ganz bestimmten Bautypologie geprägt: Massivbau im Erdgeschoss, Holzbau mit vertikaler Holzstruktur im Obergeschoss und darüber ein Satteldach. Da gab es auch für den Kräuterkindergarten nur bedingt Spielraum. Moderne Flachdächer etwa werden aus der Region „weggehalten“. Schlömicher ist sich sicher: „Das wird aber nicht mehr lange so sein. Früher oder später muss man sich mit dem Thema auseinandersetzen und aufhören, Architektur an nur einer Dachform zu definieren“. Nichtsdestotrotz möchte er eine moderne Gestaltung nicht auf ein flaches Dach beschränken und arbeitet mit den Vorteilen der verankerten Bautradition. „Durch das Satteldach konnten wir im Obergeschoss eine schöne Galerie gestalten und auch Lagerräume, die uns einen Kellerbau erspart haben“, so der Architekt. „Trotzdem wünsche ich mir für die Zukunft mehr Offenheit in der neuen Formensprache der Architektur.“
Blühende Schlichtheit
Neben der Tradition zieht sich ein weiteres Detail wie ein roter Faden durch die Arbeit der Architekt Schlömicher ZT GmbH. „Wir haben PREFA bei fast allen unseren Projekten verwendet. Uns gefallen diese durchgängigen Bahnen, diese Längsstreifen, die das Material hat“, sagt Schlömicher. „Und dann natürlich die Langlebigkeit. Das ist das große Thema, warum PREFA in unseren Gestaltungsentscheidungen gewinnt.“ Beim Kräuterkindergarten verleiht das Prefalz in dunklem Anthrazit dem modernen Neubau eine elegante Schlichtheit, die in Kombination mit der traditionellen vertikalen Anordnung der Holzelemente wie geschaffen für die Gemeinde scheint. Dies und jenes pädagogische Kräuterkonzept lassen Natur und Region im Äußeren sowie in den Innenräumen des Kindergartens sprichwörtlich aufblühen.
Junge Ergänzung
Neben seiner Tätigkeit als Architekt unterrichtet Bernhard Schlömicher an der HTBLA Hallstatt, eine Höhere Technische Lehranstalt für Innenarchitektur und Holztechnologien, wo er auch selbst zur Schule gegangen ist. „Ich bin sehr froh, dass ich mich vor neun Jahren dazu entschieden habe, Lehrer für Gestaltung und Konstruktion zu werden“, sagt er. „Es ist wirklich spannend mit jungen Leuten über verschiedenste Architekturmerkmale zu diskutieren und auch gemeinsam Entwürfe zu gestalten.“ Die Schule ist spezialisiert auf Innenarchitektur, beschäftigt sich aber auch mit Details aus dem Hochbau, um den Schülern sämtliche Türen für das Berufsleben offen zu halten. Laut Schlömicher gehen danach viele in den Designbereich, etwa ein Drittel bleibt in der Architekturbranche. Auf jeden Fall schätzt er den Austausch mit den Jugendlichen sehr. „Wir setzen uns mit verschiedensten Themen auseinander und haben auch die Möglichkeit in die Tiefe zu gehen, was meine Arbeit als Architekt sehr gut ergänzt.“
Zauberwort beim Gestalten
Auch dank seiner Erfahrung als Lehrer weiß Schlömicher, dass sich pädagogische Konzepte im Laufe der Jahre immer wieder verändern, weswegen er beim Kräuterkindergarten vor allem auf eines setzt. „Für mich ist Flexibilität das Zauberwort, wenn es um Kinder geht“, sagt er. „Wenn ich in der Gestaltung offen bin und meine Räume fließend gestalte, kann ich auf jede Veränderung entsprechend antworten.“ Ein Wechselspiel zwischen Nischen und Offenheit soll den Kleinen die Möglichkeit geben, sich frei zu bewegen, aber auch stets einen Rückzugsort zu finden. So wurde etwa der Gangbereich groß gehalten, um als Spielbereich und Treffpunkt zu fungieren. Ecken und Nischen schaffen Zwischenraum für ruhigere Momente. Zusätzlich wurden im gesamten Gebäude Akustikdecken angebracht, die man mit Gipskarton kombinierte, um den Lärmpegel im erträglichen Bereich zu halten. „Für mich war es wichtig, einen Ort mit viel Licht und Transparenz zu schaffen und dabei gleichzeitig für Ruhe und Geborgenheit zu sorgen.“
Kräuterkindergarten - Details
Land: |
Österreich |
Objekt, Ort: |
Kindergarten, Bad Mitterndorf |
Kategorie: |
Neubau |
Architektur: |
Architekt Schlömicher ZT GmbH |
Verarbeiter: |
Goran Tadic GmbH |
Material: |
|
Farbe: |
P.10 Anthrazit |
weitere Infos:
- Text: Marco Steurer
- Interview: Anneliese Heinisch & Marco Steurer
- Fotos: © Croce & Wir
- Plan: © Architekt Schlömicher ZT GmbH