Wie kann Architektur Seniorinnen und Senioren ein abwechslungsreiches und aktives Leben ermöglichen und fördern, statt es einzuschränken?
Diese Frage haben AUNE Architekten mit der Seniorenresidenz Les Tilleuls an der französischen Atlantikküste beantwortet. Mit einem ausgeprägten Sinn für Details und Materialien, dem Respekt vor Bestehendem und viel Gespür für Nutzer und Auftraggeber ist hier ein Ensemble mit 20 zusammenhängenden kleinen Wohnhäusern und einem neuen Gemeinschaftshaus mit Restaurant und grosszügigem Aussenbereich entstanden.
Wohnqualität durch flexible Raumkonzepte
„Es sollten leistbare Wohnungen für ältere Menschen entstehen, wobei mir eine hohe Wohnqualität und eine flexible Raumnutzung besonders wichtig waren“, erläutert Architekt Pascal Courant sein Ziel. Hier wohnt, wer sich selbst zwar versorgen kann, aber doch gelegentlich auf Hilfe anderer angewiesen ist.
Integration in die bestehende Umgebung
Die neuen Gebäude sind auf dem Anwesen des ehemaligen Klosters La Moëre eingebettet, das Steinhäuser sowie Teilgebäude unterschiedlicher Epochen und Baustile umfasst. Bewusst gesetzte Referenzen übernehmen Ideen, Materialien oder Farben aus den Bestandsgebäuden ins neue Gebäude. Eine Referenz an das alte Kloster aus dem 18. Jahrhundert sind zudem die Rauten 44 × 44, die, ähnlich der Schieferdeckung auf dem Kirchdach, grosse Flächen lebendig und heterogen erscheinen lassen.
„Stadt im Haus“ mit Platz zum Flanieren
Der Architekt reihte die 20 neuen Wohneinheiten aneinander und deckte sie mit einer durchgehenden PREFA Hülle, wodurch sie die Form einzelner kleiner Häuser annehmen. Der Entwurf verfolgte die Idee eigener Adressen, die sich an kleinen Plätzen orientieren und durch eine Strasse verbunden sind. Der Grundriss des Neubaus funktioniert wie ein überschaubares, überdachtes Stadtviertel, das Bewegungsfreiheit und Orientierung bietet. So setzte AUNE die Idee der „Stadt im Haus“ um, indem fünf Aufenthaltsorte mit Sitzmöbeln und Oberlichtern geschaffen wurden, die entlang einer Achse angeordnet sind. Statt langweiliger Gänge entstand ein interessanter Weg, auf dem man von Platz zu Platz flanieren kann.
Ästhetik ohne monotone Effekte
Optisch sollte sich die Gebäudehülle als gleichmässige Fläche über die Fassaden und Dächer der 20 kleinen Wohnhäuser ziehen. Die Dächer wurden mit abwechselnden Neigungen und versetzten Giebeln errichtet, um monotone Effekte zu vermeiden. Ein weiterer Vorteil: Die technische Gebäudeinfrastruktur liess sich in die Dachräume integrieren und bleibt somit unsichtbar für die Bewohner:innen des sanierten Klostertrakts gegenüber.
Präzise Ausführung und Kontinuität
Die Verlegung der nussbraunen Aluminiumdächer und -fassaden übernahmen Gilles Esnault und sein Team von Tallot Couverture. Auf knapp 3.000 m² Fläche fanden mehr als 15.000 PREFA Dach- und Wandrauten 44 × 44 ihren Platz, die von fünf bis sechs Dachdecker in insgesamt ca. 3.650 Arbeitsstunden verlegt wurden. Der Fokus lag hier auf Kontinuität, also einer akkuraten Anordnung im Sinne eines gleichmässigen Musters. Der Verzicht auf Abschlussprofile am Dachfirst sorgt ebenfalls für eine gleichbleibende Optik. Anpassungen an das Bestandsgebäude sowie mehrere Dachfenster forderten besondere Aufmerksamkeit von den Handwerkern vor Ort. „Als Dachdecker:in oder Spengler:in muss man immer beides können: penibel vorausplanen und vor Ort auf der Baustelle situationsbezogen arbeiten.“
Weitere Infos:
Material: PREFA Dach- und Wandrauten 44 × 44, P.10 Nussbraun